2009 Marleni - Preußische Diven blond wie Stahl
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Schauspiel von Thea Dorn Regie: Uta Preuße Eine Inszenierung des Schauspielensemble Iserlohn e. V.
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Premiere: 05. Juni 2009 Weitere Aufführungen: 06./12./13. Juni 2009 jeweils 20.00 Uhr im Studio des Parktheaters Iserlohn |
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Über das Stück: MARLENE Dietrich und LENI Riefenstahl: Zwei starke Frauen und äußerst eigenwillige Persönlichkeiten, die ihrer Zeit voraus waren – und die manches gemeinsam hatten, jedoch nichts verband. Mag sein, dass sie sich gelegentlich über den Weg gelaufen sind – damals, bevor die dunkelste Zeit des abgelaufenen Jahrhunderts ihre ersten Schatten auf Berlin warf. Aber begegnet sind sie sich im wirklichen Leben nie – bis zu dieser einen Nacht in unserem Stück, der letzten Nacht... Denn darauf läuft es hinaus: Was würde wohl geschehen, wenn diese beiden außergewöhnlichen Frauengestalten irgendwann tatsächlich aufeinander träfen? Thea Dorn ist dieser Frage nachgegangen und hat den beiden großen Diven das Stück ihres Lebens auf den Leib geschrieben. Die 91-jährige Marlene Dietrich erhält nächtlichen Besuch von der 90-jährigen Leni Riefenstahl, die über den Balkon ins Schlafzimmer einsteigt, um die vor sich hin dämmernde Diva zu einer letzten große Filmrolle zu überreden – „Penthesilea“ – natürlich unter der Regie von Leni Riefenstahl. Unnütz zu erwähnen, dass Marlene davon gar nicht so begeistert ist, wie Leni es sich vorstellt, was in ein heftiges Wortgefecht mündet, gewissermaßen in einen „Kampf der Gigantinnen“. Die „Ami-Hure" und die „Nazi-Nutte" prallen aufeinander und es entspinnt sich eine lustvoll inszenierte Rückschau – mit teils „handfesten“ Argumenten – voller spannender Einblicke und Einsichten; eine irrwitzige Abrechnung, miteinander, mit der Geschichte, mit der Gesellschaft und mit sich selbst. „Alles im Leben hängt davon ab, an welcher Front man die Beine breit gemacht hat!" wie Marlene treffend feststellt. Felicitas Störmann und Annette Petereit geben diesen beiden großen Frauengestalten des 20. Jahrhundert eine Stimme und ein Gesicht, preußischen Diven würdig, indem sie dieses erste und einzige Aufeinandertreffen lebendig werden lassen, voller Emotionen und Absurditäten – am Vorabend von Marlenes Tod in ihrer Pariser Wohnung. |
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Über Marlene Dietrich: 1901 in Berlin geboren, wollte sie ursprünglich Konzertgeigerin werden, musste aber ihre Ausbildung abbrechen, worauf sie beschloss, eine „berühmte Schauspielerin zu werden“. Bei einem Vorsprechen am Deutschen Theater wurde sie von Max Reinhardt engagiert. Bereits 1923 folgten ihre ersten, noch kleinen Filmauftritte. Beim Film traf Marlene auf Rudolf Sieber, der sein Leben lang ihr engster Freund und Vertrauter sein sollte. Sie heirateten 1923; ein Jahr später wurde ihre einzige Tochter Maria geboren. Die Ehe bestand zwar bald nur noch auf dem Papier; dennoch lebten sie zeitweise sogar mit ihren jeweiligen Lebensgefährten unter einem Dach, wo Marlene ihre als legendär geltenden hausfraulichen Qualitäten ausleben konnte. Bis 1929 drehte Marlene 16 Stummfilme und stand in 22 Rollen auf der Bühne, doch der Durchbruch gelang erst mit Josef von Sternberg. Er entdeckte sie für ersten deutschen Tonfilm Der blaue Engel für die Rolle der „feschen Lola“. Das war der Startschuss für Marlenes kometenhaften Aufstieg zur weltweit gefeierten Schauspielerin. Sofort nach der Premiere 1930 reiste Marlene allein zu Sternberg nach Hollywood, der sie zu der schlanken, mondänen Erscheinung „formte“, die sich keinesfalls hinter den damaligen Leinwandgöttinnen wie Greta Garbo zu verstecken brauchte und ebenfalls zur Göttin wurde. Diese von Sternberg geschaffene Kunstfigur wurde von Marlene selbst bis zum Ende ihrer Karriere bis zur Vollendung inszeniert. Nach Hitlers Machtergreifung blieb Marlene in Amerika, obwohl die Nazis sie als „Königin der Ufa“ umwarben. Doch ihre Abneigung gegen das Regime mündete in der Annahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1939. Nach dem Krieg nahmen viele Deutsche Marlenes Truppenengagement für die Amerikaner übel, weshalb sie Deutschland endgültig den Rücken kehrte. Ihre weitere Karriere verlief mit Höhen und Tiefen; sie reifte als Entertainerin und Charakterdarstellerin, bis sie sich schließlich 1976 vollends aus der Öffentlichkeit in ihre Pariser Wohnung zurückzog, wo sie die letzten 15 Jahre ihres Lebens abgeschottet von der Außenwelt verbrachte. Nach ihrem Tod 1992 wurde sie in Berlin beigesetzt. |
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Über Leni Riefenstahl: Als Helene Bertha Amalia Riefenstahl 1902 in Berlin geboren, wurde die angestrebte tänzerische Karriere des sportbegeisterten Kindes aus gesundheitlichen Gründen jäh beendet. Leni widmete sich nun ihrer Schauspielkarriere und spielte in einer ganzen Reihe erfolgreicher Bergfilme. In dieser Zeit lernte sie auch Josef von Sternberg kennen. Neben ihren Rollen schrieb sie Drehbücher und lernte alles über Regie, Produktion und Schnitt. 1931 gründete sie ihre eigene Filmgesellschaft und gewann bereits mit ihrer ersten Regie für Das blaue Licht bei der Biennale in Venedig die Silbermedaille. Hitler machte sie zur „Reichsfilmregisseurin“ und Leni drehte in der Folge u.a. die von den Nazis propagandistisch ausgeschlachtete sog. Reichsparteitagstrilogie und Olympia, für die sie mit Preisen überhäuft wurde. Ihre Nähe zum NS-Regime machte Leni jedoch zu einer der kontroversesten, umstrittensten Figuren der Filmgeschichte. Dabei ging es ihr in erster Linie um Ästhetik, und nicht um Ideologie. Sie selbst sah ihre Fehler in ihrem „politischen Desinteresse“ und ihrer „damit zusammenhängenden Mitläuferschaft“. Erst nach 1945 sei es ihr möglich gewesen, Dinge anders zu betrachten – in der NS-Zeit hingegen habe sie im unkritischen Zeitgeist gelebt. Ständig wehrte sie sich gegen Versuche, ihr eine Mitschuld anzulasten. Auf der anderen Seite stehen ihr großes filmisches Können und ihre zukunftsweisenden Neuerungen in der Film- und Fotowelt, wie z.B. die Entwicklung der Unterwasserkamera und der Schienenkamera. Ihre filmischen Ausdrucksmittel werden heute von vielen Experten positiv bewertet. Lenis besondere Markenzeichen sind die idealisierte Darstellung von Kraft, Eleganz und Macht muskulöser Körper oder mobiler Menschenmassen und eine für die damalige Zeit revolutionäre, dynamische Schnitttechnik sowie ganz neue Kameraperspektiven. Versuche, nach dem Krieg an alte Erfolge anzuknüpfen, blieben ihr aufgrund ihrer umstrittenen historischen Rolle jahrzehntelang verwehrt. Erst im fortgeschrittenen Alter erlangte sie als Fotografin ein Comeback mit hoch gelobten Bildbänden über die Nuba in Afrika und spektakulären Unterwasseraufnahmen. Leni Riefenstahl starb im Jahr 2003. |
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Über Thea Dorn: Thea Dorn (eigentlich Christiane Scherer), Jahrgang 1970, begann zunächst eine Gesangsausbildung, studierte dann aber Philosophie und legte hier ihre Magisterprüfung ab. Ihren Künstlernamen wählte sie in Anspielung auf den, von ihr geschätzten, Philosophen und Soziologen Theodor Adorno. Bereits mit 23 Jahren schrieb sie ihr erstes Buch, einen Kriminalroman, der wegen seiner unverhohlenen Blutrünstigkeit hohe Wellen schlug – und ihr den Preis für den besten deutschsprachigen Krimi einbrachte. Seither hat sie eine Reihe weiterer Bücher geschrieben und wechselte dabei zur kritisch analysierenden Milieucharakterisierung. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin, als Dramaturgin und Autorin am Niedersächsischen Staatstheater Hannover und verfasste mehrere Theaterstücke und Drehbücher (u.a. für die Tatort-Reihe in der ARD). Derzeit moderiert sie – neben ihrer Tätigkeit als Autorin – bei den Sendern ARTE und SWR verschiedene Kulturmagazine. „MarLeni“, die Inszenierung einer fiktiven Begegnung von Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl, wurde am 15.01.2000 in Hamburg am Deutschen Schauspielhaus uraufgeführt und ist ihr bisher erfolgreichstes Theaterstück. |
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Iserlohner Kreisanzeiger 03.06.2009 „Ich habe MarLeni" gelesen und geliebt Schauspielensemble spielt Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl ISERLOHN. (cofi) „Ich habe sie schätzen gelernt", gesteht Uta Preuße, dass sie Thea Dorns Schauspiel „MarLeni" über Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl auf Empfehlung von Felicitas Störmann gelesen und für so gut befunden hat, dass sie es in ihrem ersten Regie-Stück in Angriff nehmen wollte. „Ich habe es gelesen und geliebt." Zum 20-jährigen Bestehen spielt das Schauspielensemble Iserlohn ein modernes und relativ unbekanntes Stück vor, das die beiden preußischen Diven Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl in den Mittelpunkt stellt. „Wir zeigen das fiktive erste und letzte Treffen der Grande Dames am Vorabend von Marlenes Tod in ihrer Pariser Wohnung mit all den Emotionen und Absurditäten", sagt Regisseurin Uta Preuße. „Es spielt Anfang der 90er Jahre und ist eine lustvoll inszenierte Rückschau voller spannender Einblicke und Einsichten." Beide seien um die Jahrhundertwende geboren worden als höhere Töchter mit preußischer Herkunft • und Disziplin. Das Stück lebe von den Parallelen und Gegensätzen. „Leni hat die Welt inszeniert, Marlene sich selber." In dem Stück rechnen beide mit sich, der Zeit und der Gesellschaft ab, erläutert Uta Preuße. „Sie waren zwei außergewöhnliche Frauen und haben beide für die Kunst gelebt", weiß Felicitas Störmann, die in die Rolle der Leni Riefenstahl schlüpft und sie in all ihren Facetten studierte. „Leni hat ausgeblendet, was die Nazis machten. Die haben ihr die Möglichkeiten gegeben, Filme zu drehen. Sie hat Schönes gesucht. Die Realität hat sich nicht interessiert. Und sie hat viel für die Welt der Fotografie geleistet." Außerdem habe sie lieber 10 000 Meter Film geschnitten als eine Zwiebel", charakterisiert Felicitats Störmann die berühmte Filmemacherin, die hauswirtschaftliche Dinge hasste. „Marlenes Schaltzentrale war ihr Bett", erzählt Annette Petereit, die die Dietrich im Nachthemd spielt. „Vom Telefon aus hat sie alles bis zum letzten Tag gemanagt. Tag und Nacht musste ihre Tochter Maria Riva Gewehr bei Fuß stehen." Schauspielensemble-Gründungsmitglied Annette Petereit haucht „dem Kunstgebilde Marlene" pralles Leben ein. „Sie hat die Regisseure zur Weißglut gebracht, weil sie sehr eitel war und perfekt inszeniert werden wollte", beschreibt ihre Protagonistin die eigenwillige Persönlichkeit. Und: „Sie war ein Muttertier. Hitler wollte sie für seine Zwecke vor den Karren spannen, aber dann hätte sie Mann und Tochter weglassen müssen. Aber dazu war sie nicht bereit." Am Freitag, 5. Juni, erlebt „MarLeni" um 20 Uhr ihre Premiere im Studio des Parktheaters. |
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Iserlohner Kreisanzeiger 10.06.2009 Zwei Diven und ihre scharfen Wortgefechte Felicitas Störmann und Annette Petereit brillierten in „MarLeni" ISERLOHN. (akv) Das Schauspiel-Ensemble Iserlohn feiert sein 20-jähriges Jubiläum mit neuem Stück. Am Freitag konnten sich die Besucher des Parktheaters über einen besonderen Leckerbissen freuen. „MarLeni" heißt das Theaterstück von Thea Dorn. In gemütlicher Atmosphäre des Parktheater-Studios erlebten die Zuschauer hautnah zwei alternde Diven, deren Leben schon verbraucht zu sein scheint. Dieser Schein aber trügt. Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl, beides große Frauen der deutschen Vergangenheit, sind mittlerweile über neunzig. Beide haben sich im wirklichen Leben nicht gekannt, bis zu dieser einen Nacht (im Parktheater). Die 91-jährige Marlene Dietrich erhält zu ungünstiger Stunde Besuch von der 90jährigen Leni Riefenstahl, die über den Balkon klettert, um die vor sich hin dämmernde Diva zu einer letzten großen Rolle zu überreden. Marlene ist davon gar nicht begeistert und man kann sich vorstellen was passiert, wenn zwei „Alpha"-Frauen aufeinander prallen. „Ami-Hure" und „Nazi-Nutte" sind da noch eher harmlose Begriffe. „Alles im Leben hängt davon ab, an welcher Front man die Beine breit gemacht hat", stellt Marlene fest. So auch das Motto des gesamten Abends. Von Grund auf komplett verschieden bieten sich die zwei Ladys scharfzüngige Wortgefechte. Mit viel Witz und Charme halten die Schauspielerinnen Felicitas Störmann und Annette Petereit die Spannung bis zum Schluss hoch. Die Zuschauer waren begeistert und würdigten das Schauspiel mit tosendem Applaus und viel Gelächter. Ein rundum gelungener Abend, voller Emotionen und Skurrilität rund um die großen Diven des 20. Jahrhunderts, am Vorabend von Marlenes Tod in ihrer Pariser Wohnung. Wer die Premiere verpasst hat, kann sich das Stück noch am Freitag, 12., und Samstag, 13. Juni, jeweils ab 20 Uhr anschauen. |
[Stückbeschreibung] [Besetzung] [Marlene] [Leni] [Thea Dorn] [Pressespiegel] [Dia-Show]